Immer wieder stehe ich in meinem beruflichen Leben vor den Herausforderungen, Dinge zu verbessern oder zu bewerten. Typische Fragestellungen sind häufig die gleichen:
- Ist das Design klar?
- Sind die Inhalte verständlich?
- Ist die Lösung technisch einwandfrei?
Jeder Mensch hat eine subjektive Meinung oder sollte diese zumindest haben können. Das bedeutet: Fragen wir Kollegen, Freunde und Kunden nach Feedback, erhalten wir eine Antwort. Meistens erhält man sogar mehr Meinungen als man Teilnehmer nach Feedback gefragt hat. Genauso sieht es mit Vorschlägen und Konzepten aus: schnell ist irgend etwas geschrieben. Doch wie stellen wir fest, ob Einwände berechtigt sind, Lösungen funktionieren und Kunden glücklich sind?
Die schlechte Antwort zuerst: Es gibt keine allgemeingültige Lösung. Jedes Setup ist anders: Selbst wenn Produkte, Preise, Zielgruppe, technische Umsetzung und so weiter ähnlich sind können sich am Ende die Ergebnisse gravierend unterscheiden. Das habe ich beispielsweise bei meiner Tätigkeit im Onlinehandel beobachten können, bei der das identische Produkt auf verschiedenen Plattformen unterschiedlich gut ankam. Angewendet auf IT-Projekte bedeutet dies ganz einfach, dass nicht das Team mit dem meisten Geld oder dem vermeintlich besten Produkt gewinnt: Erfolg basiert auf dem richtigen Mix der Zutaten.
Bei der Bewertung von Konzepten, Vorlagen und Lösungen ist einer der wichtigsten Eigenschaften Erfahrung. Denn wer drei mal etwas falsch gemacht hat, macht es beim vierten mal mit einer größeren Wahrscheinlichkeit richtig als ohne die Erfahrung eines Fails. Man muss aber nicht immer scheitern, um Erfahrung zu sammeln. Auch durch Kollegen und Fortbildungen wird man an Erfahrung reicher. Die wichtigste Frage aus mehr als 20 Jahren in der Produkt- und Softwareentwicklung ist für mich letztendlich die Frage nach dem „Warum?“:
- Warum diese Überschrift?
- Warum dieser Satz?
- Warum dieses Bild?
- Warum diese Reihenfolge?
- Warum diese Programmiersprache?
- Warum dieser Marketingkanal?
- Warum dieser Kollege?
- Warum dieser Umsatz?
- Warum dieser Kunde?
- Warum nicht mehr Kunden?
- …
Durch jahrelange Anwendung von Projektplanung und Konversionoptimierung habe ich gelernt, digitale Lösungen unglaublich schnell zu bewerten. Ich kann innerhalb kurzer Zeit sagen, ob ein Profi hinter einer Umsetzung steckt oder eben nicht. Lösungen von großen Unternehmen sind dabei in der Regel durchdachter als die von kleinen. Ist ja auch klar: die großen Unternehmen beschäftigen nicht wenige externe Berater, Agenturen, Produktmanager, Marketingfachleute und IT-Experten.
Mit der Frage nach dem „Warum?“ und etwas Übung kann man selbst schnell Schwachstellen entdecken. Aber auch ohne große Erfahrung gibt es ein paar einfache Tricks:
- Wichtiges kommt zuerst, Unwichtiges danach, Überflüssiges weglassen.
- Lösungen für den unwissenden Nutzer konzipieren und aus Sicht eines Dritten beschreiben.
- Nutzer belohnen und den nächsten Schritt antizipieren.
Mein Fazit: Häufig sind Probleme von Anwendungen nicht in der IT-Umsetzung zu suchen, sondern bei denen, die diese Projekte konzipieren oder verantworten.